Betreff: Re: Pimp my ride, Chronologie
Also, gestern mittags machte ich mich auf den Weg zum Teilehändler (25km quer durch die Stadt) und dann zum Mechaniker (weitere 100km, Landstrasse). Um ehrlich zu sein konnte ich die Nacht davor schlecht schlafen und habe mich angekackt mit dem benzintriefenden Auto zu fahren, vor allem als ich gesehen habe, dass er diesmal bereits mittags wieder ausrinnt und die Fetzen vom Vortag offensichtlich in immer kürzeren Zeitabständen durchnässt sind. Mein Schwager hat mir auch noch gesagt, dass "Benzin schneller brennt als man denken kann". Ein lieber Freund hat mich zwar grundsätzlich aufgemuntert, aber auch gemeint, dass die Dämpfe echt der Hammer sind und wenn die sich hinten entzünden, dann werde ich wohl das Auto nicht mehr rechtzeitig verlassen können bevor mir der Hinterkopf gegrillt wird.
Nun, ich habe die Fetzen wieder getauscht und in ein Plastiksackerl gestopft. Mein Hab und Gut habe ich in einem Rucksack gegeben und griffbereit auf den Beifahrersitz gestellt. Hinter dem Sitz gab ich mir einen Feuerlöscher (obwohl: "Benzin schneller brennt als man denken kann" - war das auch ein Tipp meines Schwagers, wenn ich schon entgegen seiner Empfehlung diese Tour mache). Gut gelüftet mit frischer Luft im Innenraum bin ich losgefahren. Permanent hatte ich im Kopf was ich bloss machen sollte, wenn die Karre zu brennen beginnt. Wenn ich bei Glasfassaden vorbeifuhr, hab ich immer geschaut, ob ich schon einen Feuerschweif nachziehe. Dann kamen mir die Gedanken, dass ich dafür sicher voll verantwortlich gemacht werde, denn ich wußte ja nachweislich von dem Problem (war ja beim ÖAMTC!). Auf der Landstrasse würde ich ja nur mein Auto abfackeln, aber mitten in der Innenstadt - da gibt es viele teure Autos, Häuser, andere Sachen oder gar Menschen! Also wünschte ich mir dringend aus der Stadt rauszukommen.
Ich bin problemlos bis zum Teilehändler gekommen. Der hatte schon den Tank und das Heckklappenschloß bereitgelegt. Der Mechaniker ist mir auf meine Frage von wegen Brandgefahr ausgewichen und hat nur komisch geschaut. Ziemlich ungut. Weiters hatte der Typ Kopfstützen, zwar braune, aber immerhin, sie haben gepaßt. ABER er wollte dafür EUR 80,-. Das war mir einfach zu teuer, also habe ich sie dort gelassen!
Bin dann mit meinem manuellen Navigationssystem (Google-Ausdruck) über Schleichwege ins Burgenland gefahren. Der Geruch wurde immer intensiver, einerseits von den Spritfetzen und andererseits von der defekten Schalthebelmanschette, wo man bis auf die Strasse schauen kann und wo es hereinstinkt. Ich war dann schon irgendwie ein bissl benommen. Kurze Pause nach 50km um die Fetzen zu checken. Sie waren noch nicht voll. Also weiter.
Das Auto lief problemlos bis zum Ziel. Dort kam dann gleich der Mechaniker und begann zu arbeiten. Eine Stunde oder so war ich noch dabei, dann bin ich mit einem anderen Auto heimgefahren. In dieser Stunde hat er den Unterbrecherkontakt und einen Benzinschlauch ausgetauscht und den Tank abgelassen und ausgebaut (der übrigens kaum noch geronnen ist). Als wir ihn dann in der Hand hatten, sah man, dass er unten ziemlich durchgerostet war und offensichtlich zum Rinnen begann, als er voll war (sprich das ganze Gewicht auf die Roststellen drückte). Unter dem Tank, war sehr viel Dreck und Antidröhnmasse, alles voll mit Sprit. Das Zeug haben wir rausgekratzt, am Ende mit der Drahtbürste. Diese Stellen müssen natürlich dann rostgeschützt werden.
Auf der Heimfahrt war ich sehr müde und meinte echt von der Vergangenheit der Automobilherstellung in die Zukunft gereist zu sein. Und das obwohl dieses Auto (MX5) auch schon 20 Jahre alt ist! Ich muß zugeben, dass ich an dem Tag ziemlich erschöpft war! Aber es war sehr schön und ich freue mich schon wieder auf den Opel (von der Mechaniker-Rechnung habe ich ein bissl Angst).
Für Lausreb: Ja, natürlich ist das ein bissl masochistisch. Geld ausgeben und sich sorgen und ärgern, für etwas, das man gar nicht braucht. Aber seit ich das Ding habe, ist wieder etwas in meinem Leben, das nicht vorhersehbar ist und für Spannung und Abwechslung sorgt. So wird Langeweile durchbrochen und die Tage sind nicht mehr so gleichförmig, was insgesamt dafür sorgt, dass subjektiv betrachtet nicht so schnell vorbeirauschen! Diese subjektive "Lebensverlängerung" ist mit gar nichts zu bezahlen! Das ist herrlich (auch wenn mich die Benzin-Geschichte echt angfäut hat).